Chronik des Kreisverbandes Rhön-Grabfeld:

Am 07. April 1973 kamen in Heustreu Vertreter von 35 Musikkapellen der ehemaligen Landkreise Bad Neustadt, Mellrichstadt und Bad Königshofen zusammen, um den neuen Kreisverband Rhön-Grabfeld aus der Taufe zu heben. Mit dieser Gründung war auch bei den Musiker/innen die politische Entscheidung zur Bildung eines Landkreises mit der Rhön, dem Streutal und dem Grabfeld auf Verbandsebene nachvollzogen worden. An die Spitze des neugebildeten Kreisverbandes wurden mit Anton Reder, Anton Kümmeth und Robert Mültner Männer gewählt, die bis dahin der musikalischen Entwicklung in den Altlandkreisen ihren Stempel aufgedrückt hatten.

In den 70er und zu Beginn der 80er Jahre wurden viele Kapellen neu gegründet – genaue Zahlen darüber liegen allerdings nicht vor. Großen Anteil an vielen dieser Neugründungen hatte Anton Kümmeth. Allein durch sein Engagement wurde etwa 20 Musikvereine Mitglied im NBMB.

In den Jahren 1973 bis 1982 wurden auf Kreisebene jährlich Instrumentalkurse und Dirigentenlehrgänge durchgeführt. 1982 wurden die Jungmusikerleistungsprüfungen des NBMB auch im Kreisverband Rhön-Grabfeld eingeführt. Von 1982 bis heute haben ca. 3.600 junge Musiker/innen erfolgreich an einer D1-, D2- oder D3-Prüfung teilgenommen. Damit gehört der Kreisverband Rhön-Grabfeld nach wie vor unterfrankenweit zur Spitze. Und das Interesse an D1/D2-Kursen auf Kreisebene ist ungebrochen. Dankenswerterweise bekommen wir die Räume im Gymnasium in Mellrichstadt vom Landkreis mietfrei zur Verfügung gestellt, eine Vereinbarung noch aus der Zeit von Robert Mültner, der während seiner Zeit als Kreisvorsitzender auch Hausmeister im Gymnasium war.

Nach der Gründung der Bläserjugend des NBMB auf Verbandsebene 1991 wurde im gleichen Jahr auch auf Kreisebene eine Jugendvertretung gegründet und die erste Kreisjugendleitung gewählt. Erste Kreisjugendleiterin war Renate May.

1992 wurde ein Kreisblasorchester ins Leben gerufen. Initiatoren waren der ehemalige Kreisvorsitzende Peter Schniske, der Leiter der Kreismusikschule Ulrich Wehner sowie Herr Thomas Eckert. Ziel dieses Orchesters war es, jungen Musiker/innen die Möglichkeit zu geben, einmal in einem größeren Orchester zu spielen und das dort erlernte Können und Wissen nach Bedarf in der Heimatkapelle einzubringen. Dieses Orchester bestand über 10 Jahre und wurde auch über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt, unter anderem durch die Teilnahme an einem Orchester-wettbewerb im Mai 1998 und einer Konzertreise nach Falaise in Frankreich im gleichen Jahr.

1994 kam es zu einem Wendepunkt – in der jährlichen Kreisversammlung galt es, einen neuen Kreisvorsitzenden zu finden. Der Rücktritt des Amtsinhabers kam für die meisten sehr überraschend, so dass man im Vorfeld keine Zeit hatte, entsprechende Kandidaten anzusprechen.

Nach dem Beschluss der Versammlung, die Kreisvorstandschaft nach dem Vorbild der Vereinsvorstandschaften von bis dahin drei auf mindestens fünf Personen zu erweitern, erklärte sich Helmut May bereit, das Amt zu übernehmen. Aufbruchsstimmung machte sich breit, durch das Verteilen von Zuständigkeiten konnten viele Dinge schneller auf den Weg gebracht werden: ein neu gegründeter Musikausschuss koordinierte und organisierte Lehrgänge und Kurse für Musiker/innen und Dirigenten/innen, Informations-Veranstaltungen für die Vereinsvorstände zu aktuellen Themen wurden durchgeführt.

1995 wurde ein Klarinetten-Orchester gegründet – ein einzigartiges Projekt, das nach fünf Jahren erfolgreicher Arbeit und zahlreicher Auftritte leider mangels Interesse aufgegeben werden musste.
2018 gründete sich dieses einzigartige Orchester auf Initative von Tanja Domes wieder neu.

1996 erstellte der Kreisverband eine Info-Mappe für Vereinsvorstände, die über alle wichtigen Themen informierte, z. B. Gema, Steuerrecht, Unfall- u. Haftpflichtversicherung, usw. Man sah sich als Dienstleister für die Mitgliedsvereine und versuchte auf diesem Wege, den Vorständen so viel Hilfe und Unterstützung zu geben wie möglich. Diese Einstellung hat bis heute ihre Gültigkeit.

Ab der Jahrtausendwende stellte sich der Kreisverband auch auf die Herausforderungen der Zeit und der sogenannten neuen Medien ein. Man erstellte zunächst eine eigene Internet-Seite. Die Idee dazu – man mag es kaum glauben – entstand bei der Verleihung der ProMusica-Plakette in Wolfenbüttel. Weiterentwickelt und schließlich in die Tat umgesetzt wurde die Homepage von Friedhelm Landgraf, Hanns Friedrich und Helmut Schleyer. Noch während der Kreisversammlung 2001 wurden die Internet-Seiten dann online gestellt. Termine, Kursausschreibungen sowie stets aktuelle Informationen des NBMB konnten von den Vereinen abgerufen werden. Ab 2004 stellten wir dann auch die Mitgliederverwaltung um: die Vereine konnten über die Homepage des Kreisverbandes die Mitgliederdaten eingeben, diese wurden zum jeweiligen Abgabestichtag von Ramona Guck auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüft und dann an den Geschäftsführer weitergeleitet. Somit erwies sich der Kreisverband Rhön-Grabfeld auch auf diesem Gebiet als Vorreiter im NBMB. Auf Verbandsebene ist man mittlerweile auch so weit, seit 2013 – also fast 10 Jahre später – läuft die Mitgliederverwaltung aller Vereine ebenfalls nur noch online.

Viele weitere Ideen, die auf Kreisebene entstanden bzw. entwickelt wurden, sind mit der Zeit – und nach oftmals langen, teilweise unsinnigen Diskussionen – auch auf Verbandsebene umgesetzt worden, ein Beispiel hierfür ist das Ausbildungs-Nachweisheft. Die Idee und die Umsetzung lagen hauptsächlich in den Händen unseres stellv. Kreisvorsitzenden Friedhelm Landgraf. Ein weiteres Beispiel ist die Neufassung der Ehrungsordnung, auch hier waren Mitglieder des Kreisverbandes an der Erstellung maßgeblich mit beteiligt und drängten auf eine zeitnahe Umsetzung.

In der Kreisversammlung 2011 wurde Helmut May, der nach 17 Jahren sein Amt als Kreisvorsitzender abgeben wollte, auf Beschluss des Kreisvorstandes zum Ehrenkreisvorsitzenden ernannt. Als seine Nachfolgerin wurde Renate Haag gewählt.

2008 startete man den Versuch, erneut ein Kreisblasorchester ins Leben zu rufen. Auch hier suchte man sich einen eigenen Weg. Die Idee: ein Orchester, das die tatsächliche Wirklichkeit in den meisten unserer Mitgliedskapellen wiederspiegelt. Das bedeutet, junge und ältere Musiker/innen sitzen – wie im Heimatorchester auch – nebeneinander, machen gemeinsam Musik, der eine profitiert und lernt von dem anderen. Das musikalische Niveau bewegt sich zwischen guter Mittel- bis Oberstufe. Genau zu diesem Zeitpunkt kam auch Kuno Holzheimer wieder in seine alte Heimat zurück, er verstand sofort, was und wen wir mit diesem Orchester erreichen wollten und erklärte sich bereit, die musikalische Leitung zu übernehmen. Anfang 2009 startete die erste Probenphase und auch hier gab uns der Erfolg wieder einmal recht – das „Orchester der Generationen“ ist mittlerweile zu einem Aushängeschild des Kreisverbandes avanciert.
2013 konnte mit Mareike Wütscher eine kompetente Nachfolgerin für das Dirigentenamt gewonnen werden.

In der Kreisversammlung 2014 wurde sie dann auch zur ersten Kreisdirigentin gewählt, 2017 traten Adrian Blümm und Johannes Ebert ihre Nachfolge an.

2015 folgte dann der nächste Schritt: mit der Gründung eines Kreisjugendblasorchesters (KJBO) soll Kindern und Jugendlichen unseres Landkreises möglichst früh die Gelegenheit geben, in einem großen Orchester musikalische Erfahrungen zu sammeln.
Daher wurden auch zwei Orchester gebildet: eines mit Anfängern (Kinder und Jugendliche, die seit mindestens einem Jahr ihr Instrument spielen und Instrumental-Unterricht haben) und das zweite mit fortgeschrittenen Spielern (Kinder und Jugendliche, die schon ihr D1- oder D2-Abzeichen haben oder denen vom Instrumentallehrer bestätigt werden kann, dass das D1-Niveau erreicht ist).
Geleitet wurden die Orchester von verschiedenen Dirigenten/innen unseres Landkreises, die sich im Vorfeld der Probenphasen melden konnten. Ganz nebenbei sollen auch der Spass und die Freude an der Musik gestärkt werden und schon beim Nachwuchs ein soziales musikalisches Netzwerk gebildet werden.
Die beiden ersten Abschluss-Konzerte im November 2015 waren für alle Beteiligten ein sehr großer Erfolg.
2018 folgte die zweite Probenphase, diesmal allerdings in etwas abgespeckter Form mit nur einem Orchester und einem etwas anderen Konzept. Diese Variante bekam durchweg nur positive Rückmeldungen - von Teilnehmer/innen, Eltern und allen Verantwortlichen. So wird das KJBO auch weiterhin eine Zukunft haben.

Ein Problem, das unsere Vereine immer wieder beschäftigt, sind fehlende Dirigentinnen und Dirigenten. Doch auch hier gibt es, dank der guten Zusammenarbeit mit der Kreismusikschule, der privaten Musikschulen, der Berufsfachschule für Musik sowie der Nordbayerischen Bläserakademie in Hammelburg große Fortschritte. Es finden immer wieder junge Musiker/innen genug Interesse am Dirigieren, so dass sie sich in den Ausbilder- und Dirigentenlehrgängen des NBMB zu musikalischen Leitern ausbilden lassen. Den Jubiläums-Lehrgang für Dirigenten im Jahr 2011 absolvierten gleich vier junge Leute aus unserem Landkreis mit Erfolg und sind schon jetzt teilweise als Dirigenten in unseren Mitgliedskapellen engagiert.
Auch auf Kreisebene wurden und werden immer wieder Kurse für Dirigenten/innen angeboten, um interessierten Musiker/innen den Einstieg in dieses Amt ein bischen leichter zu machen.

Auch die Zusammenarbeit und ein gutes Miteinander zwischen den Musikern und Sängern ist uns seit vielen Jahren eine Herzensangelegenheit. Mehr als 25 Jahren führten wir unter der Regie des Kreiskulturreferenten Hanns Friedrich gemeinsam und mit großem Erfolg die Europatage der Musik auf Kreisebene durch.
Einen neuen Höhepunkt erlebte diese Zusammenarbeit Anfang 2014 - das Orchester der Generationen und ein Projektchor der Sängergruppe Rhön-Grabfeld führten gemeinsam die "Missa Katharina" von Jakob de Haan auf. In zwei sehr gut besuchten Konzerten in Mellrichstadt und Bad Königshofen konnten die 35 Musiker/innen und ca. 100 Sänger/innen das Publikum begeistern.

Das Jahr 2020 wird uns allen wohl für immer in Erinnerung bleiben. Ein Virus legte das öffentliche Leben in Deutschland für viele Wochen komplett lahm. Mitte März hatten sich die Geschäftsführer der Mitgliedsverbände im BBMV darauf verständigt, auf Grund der Corona-Pandemie alle Fortbildungen und Versammlungen zunächst bis zum 19.04.2020 abzusagen. Der normale Probenbetrieb, Instrumental-Unterricht, Konzerte, Feste, etc. - alles wurde abgesagt, es wurde still in unseren Dörfern und Gemeinden.
In der Kreisversammlung 2020 schied Friedhelm Landgraf nach 24 Jahren aus der Kreisvorstandschaft aus. Auf Beschluss der Kreisvorstandschaft wurde er zum Ehrenkreisvorsitzenden ernannt.

Mittlerweile läuft das musikalische Leben in den Vereinen und auf Kreisebene wieder fast normal, die Jahre der Corona-Beschränkungen haben aber deutliche Spuren hinterlassen. Teilweise werden Probleme, die schon vorher da waren, jetzt offensichtlich, in anderen Fällen lassen viele Musiker:innen ihre Instrumente leider nach wie vor in den Koffern und Hüllen, die Mitgliederzahlen sind von knapp 3.100 (2020) auf knapp 2.800 (2022) gesunken.
Besonders deutlich wurde das bei den Festzügen 2022 - oft waren Spielgemeinschaften unterwegs, bestehend aus zwei, manchmal auch drei Vereinen. Ob solche Spielgemeinschaften dauerhaft für die einzelnen Vereine eine Option sind und wie sie funkionieren wird die Zukunft zeigen. Das es geht beweisen z.B. Aub-Gabolshausen oder Niederlauer-Strahlungen.

Dem Kreisverband Rhön-Grabfeld gehören mittlerweile 75 Musikvereine sowie die Kreismusikschule mit knapp 2.800 Einzelmitgliedern an.

Diese Zahlen bedeuten aber auch, dass sich jeder der 37 Bürgermeister/innen unseres Landkreises über mindestens eine, oft aber auch mehrere Musikkapellen in seiner Gemeinde freuen kann.

Und so ist und bleibt Rhön-Grabfeld ein „singender und klingender Landkreis“.

Renate Haag, Kreisvorsitzende
April 2023