Aus der Stille hinaus ins Licht

Der Nordbayerische Musikbund stellte erstmals seit zwei Jahren wieder ein Orchester der Generationen auf die Bühne.

Zurück auf der Bühne! Der Nordbayerische Musikbund freute sich auf eine Wiederkehr der Blasmusik nach langen Monaten der coronabedingten Spiel- und Probeunterbrechungen. Während die einzelnen Kapellen langsam wieder loslegen und Programme für ihre Auftritte zusammenstellen, ließ es der Musikbund gleich mal mit einem großen Konzert in der Stadthalle so richtig krachen. Das Kreisblasorchester Rhön-Grabfeld hatte sich als ein „Orchester der Generationen“ nach zweijähriger Pause zu zahlreichen Proben und schließlich zum Konzert in der Stadthalle wiedergefunden. Sehr zur Freude des zahlreich erschienenen Publikums.

Das erste Stück des Konzerts, „The Sound of Silence“ von Paul Simon, spielte das Orchester der Generationen quasi im Dunkeln. Erst zum Ende des Stücks wurde es immer heller in der Stadthalle bis zum Finale des weltbekannten Werkes das Licht strahlte. Dieses Intro mag symbolisch für die vergangenen beiden Pandemiejahre stehen, die so verheerend für die Blasmusik waren. Lange Zeiten der Lockdowns, in denen keinerlei gemeinsames Spielen möglich war, liegen hinter den Musikerinnen und Musikern. Doch das alles soll jetzt Vergangenheit sein, strahlte die Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbundes im Landkreis, Renate Haag. „Endlich sind wir wieder da!“, freute sie sich in ihrer heiteren und unterhaltsamen Moderation des musikalischen Sonntagnachmittags in der Stadthalle. Durchaus aber mit ernstem Hintergrund. Das Orchester bat um Spenden für die Opfer des Krieges in der Ukraine. Mehrere geflüchtete Familien waren zu dem Konzert eingeladen worden und nahmen dankend in der Stadthalle Platz.

Die beiden Kreisdirigenten Adrian Blümm und Johannes Ebert übernahmen abwechselnd den Taktstock in einem Konzertprogramm zwischen Marsch, Klassik, Pop, Jazz und Bossa Nova. Im Orchester der Generationen spielten knapp 60 Musikerinnen und Musiker im Alter zwischen 12 und 63 Jahren aus 24 Kapellen, vornehmlich aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld, aber auch aus den Kreisen Bad Kissingen, Fulda und Bamberg. Trompeten, Hörner, Tuben, Flöten und die gesamte Instrumentenbandbreite einer Blaskapelle sowie ein gewaltiges Schlagwerk sorgten für einen fulminanten Klangkörper.

Einen solchen Klangkörper brauchte es auch, um frei nach Jules Vernes „Around the world in 80 Days“ zu reisen, gespielt in der Bearbeitung von Otto M. Schwarz. Das Orchester spielte mit den unterschiedlichsten Themen des Werkes, mal leise und getragen, dann wieder rasant bis dramatisch. Als Kontrast hierzu der berühmte „Soul Bossa Nova“ von Quincy Jones, dessen Ohrwurmcharakter das Orchester flott und heiter zelebrierte. Viel mehr Dramatik dann in der legendenumwobenen „Cassiopeia“ von Carlos Marques.

Mit dem Konzertmarsch „Auf Adlers Schwingen“ von Alexander Pfluger fand das Orchester der Generationen wunderbar in den zweiten Teil des Programms. Ins düsterste Spätmittelalter entführte das Orchester sein Publikum mit dem von mehreren ebenfalls düsteren Momenten geprägten „The Witch and the Saint“ von Steven Reinicke. Ein fulminanter Hörgenuss. Das Publikum wieder auf die heitere Zuhörerstraße leitete unter anderem Duke Ellingtons „It don't mean a thing“ bevor das große Frank Sinatra Classics-Medley arrangiert von Stefan Schwalgin für den konzertanten Schlusspunkt eines mehr als würdigen und hochklassigen Wir-sind-wieder-da-Konzertes in der Stadthalle sorgte.

von: Stefan Kritzer

Harmonischer wie fulminanter Klangkörper. Das Orchester der Generationen unter der Leitung von Johannes Ebert in der Stadthalle. Foto: Stefan Kritzer