Mitreißender Auftakt zum "Jubiläums-Dreiklang"

Musikverein Willmars feiert sein 40-jähriges Bestehen gleich mit mehreren großen Veranstaltungen

Willmars. (frr) Auf vierzig Jahre seines Bestehens kann der Musikverein Willmars e. V. heuer zurückblicken. Ein Musikverein, der etwas auf sich hält und lebendig ist, nimmt ein solches Jubiläum zum Anlass, um dem Publikum etwas Besonderes anzubieten. Die Willmarser sind quicklebendig. Darum begehen sie als der mitgliederstärkste Verein ihres Ortes das Jubiläumsjahr auch mit drei ehrgeizigen Events: Am 30. Juni feiern sie das Open-Air-Jubiläumsfest zusammen mit der Partner-Trachtenkapelle aus Rödles und dem StringTime-Gitarrenduo. Am 17.12.2016 gibt es das große Weihnachtskonzert in der Dorfkirche. Doch den Auftakt zum „Jubiläums-Dreiklang“ machten sie schon am vergangenen Samstagabend mit dem Jubiläumskonzert in der Festhalle bei der alten Schule. Dabei wurden sie vom evangelischen Kirchenchor aus Filke/Willmars mit Gesangsdarbietungen unterstützt.

Vom ersten Ton an war zu spüren, dass die 34 Willmarser Musiker ihrem Publikum etwas Besonderes bieten und Ehre einlegen wollten. Schon die Titel der von der Dirigentin Daniela Wagner ausgesuchten und einstudierten Stücke verrieten das. Noch mehr aber die große Freude am Musizieren, die sofort ansteckend vom Podium hinunter in den restlos gefüllten Saal sprang. Mit dem „Sound of Spring“ stimmten die Musikanten das Publikum nicht nur auf den „Klang des Frühlings“ ein, sondern auch auf das ganze Konzert.

Das tat dann auch der Vereinsvorsitzende Erich Straub mit seiner Begrüßungsansprache. Er konnte musikalische Prominenz mit der Kreisvorsitzenden des Nordbayerischen Musikbundes Renate Haag und ihrem Stellvertreter Friedhelm Landgraf willkommen heißen (Friedhelm Landgraf ist auch der Ehren-Vorsitzender des Willmarser Musikvereins). Er freute sich auch über die Anwesenheit von Willmars Bürgermeister Reimund Voß, von Pfarrer Michael Hofmann und des Ehepaars Hans-Dietrich Freiherr von Stein und Ursula Freifrau von Stein aus Völkershausen.

Der große Ehrgeiz des Willmarser Blasorchesters wurde besonders beim zweiten Stück erkennbar. Denn es hatte sich tatsächlich den Kaiserwalzer von Johann Strauß vorgenommen. Und erstaunlich: Auch in der Blasmusikversion, zumindest so, wie ihn die Willmarser bravourös darboten, behielt diese zweite österreichische Nationalhymne ihren Zauber, wenn eben auch in einem anderen Klanggewand als gewohnt. Im Wechsel sagten nun Leonie Krech und Johannes Stumpf, beide selber Musikanten im Orchester, die einzelnen Musikstücke an. „Choral & Rock Out“ bezeichnete Leonie als ein „mitreißendes Musikstück“, und so wurde es auch vom Orchester gespielt. „Jubiläumsklänge“ war dann der Titel, der zu dem festlichen Anlass besonders gut passte: schmissige, einfach schöne, beglückende Blasmusik.

Willmars Bürgermeister Reimund Voß dankte in einem kurzen Grußwort dem Verein für vier Jahrzehnte, in denen seine Mitglieder ihre Mitmenschen immer wieder mit schöner Musik unterhalten hatten. Sein spezieller Dank galt auch der vorbildlichen Arbeit der Dirigentin Daniela Wagner mit ihrem Orchester, die dieses Festkonzert gemeinsam einstudiert hatten. Dann setzten die Musikanten einen anderen Akzent mit den eher melancholischen „Midnight Tears“, wobei Annemarie Greif und Tonja Müller mit ihren Trompeten-Soloeinlagen brillierten. Als den Lieblingsmarsch der Blaskapelle bezeichnete Leonie Krech das nächste Stück mit dem Titel „Die Sonne geht auf“, ein sehr abwechslungsreiches Musikstück.

Dann aber übernahmen die Sängerinnen des Kirchenchors Filke/Willmars die Bühne. Obwohl sie krankheitsgeschwächt waren, wie Otto Landgraf mitteilte, und sogar ihre Dirigentin Heike Dankert durch Susanne Bambach vertreten mussten (übrigens nicht zum Schaden der Gesangsdarbietungen), erfreuten sie die Zuhörer doch mit drei schönen Liedern: „Sing ein Lied“, das die Heimat besingende „Mein Dörflein“ und das fromme „Lasst uns mit Jauchzen erheben“.

Nach der Pause machten die Blasmusiker einen Ausflug in moderne schlagerartige Musik, zuerst mit dem weltberühmten „Blue Tango“ aus den 50er Jahren, einem Medley mit Bigband-Stücken von James Last und den „marschierenden Posaunen“ („Marching Trombones“), mit Posaunen-Solopartien, glänzend gespielt von Susanne Bambach, Johannes Stumpf und Harald Landgraf.

Nach den Ehrungen langjähriger und aktiver Mitglieder setzte die Blaskapelle noch einmal den Akzent auf typische Blasmusik mit „Von Freund zu Freund“ und „Wenn Heidrun erzählt“. Den absoluten musikalischen Höhepunkt erreichte der Abend aber mit dem „Concerto for Drums Set & Concert Band“. Hier war das Schlagzeug das dominierende Instrument, das Orchester musste sich mit einer dienenden Funktion zufrieden geben, aber das tat es gern. Denn was der junge Schlagzeuger Philipp Bohn da aus seinem Instrument herausholte, das war der Wahnsinn, das war furios, das war unglaublich gekonnt: „Das hat uns fertig gemacht“, staunte Erich Straub, als er das Ende des Konzerts ankündigte und dabei allen Mitwirkenden für ihren Einsatz dankte.

Mit dem traditionellen „Old Lang Syne“ aus Schottland, bei uns unter dem Titel „Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss ist alle Wiederkehr“ klang dann das denkwürdige Konzert der Willmarser Musikkapelle verhalten aus. Doch so ungewiss ist die Wiederkehr dieser Musikanten keineswegs, denn, wie gesagt, im Sommer und im Winter geht es weiter mit anderen Musikdarbietungen, auf die sich das Publikum schon jetzt freuen darf.

von Fred Rautenberg

Daniela Wagner dirigierte ihre Musikanten eher zurückhaltend-dezent, denn sie hatte ihr Orchester zu einer disziplinierten Klanggemeinschaft ausgebildet, die auf drastische Signale durch die Leiterin verzichten konnte. Foto: Fred Rautenberg

Viele junge Menschen musizierten bei den Willmarser Bläsern und bewiesen doch schon eine erstaunliche musikalische Ausbildungshöhe – was der Qualität des Jubiläumskonzerts natürlich sehr zustatten kam. Foto: Fred Rautenberg

Annemarie Grief und Tonja Müller spielten gefühlvoll das schöne Solo bei „Midnight Tears“ und erhielten auch gebührend Sonderbeifall dafür. Foto: Fred Rautenberg

Susanne Bambach wäre keine Vollblut-Musikerin, wenn sie nicht – fast aus dem Stegreif – für die erkrankte Heike Dankert den Kirchenchor von Filke/Willmars als Dirigentin hätte übernehmen können. Foto: Fred Rautenberg

Für „Marching Trombones“ braucht es Solisten, die die Posaune meisterhaft beherrschen. Dass sie dies drauf haben, bewiesen Susanne Bambach, Johannes Stumpf und Harald Landgraf. Foto: Fred Rautenberg

Erich Straub, der Vorsitzende des Willmarser Musikvereins, wusste die Leistung der Dirigentin Daniela Wagner zu würdigen, denn ihr kam zum großen Teil das Verdienst für das gelungene Jubiläumskonzert zu. Foto: Fred Rautenberg