Mit Können und Charme in die Herzen gespielt

Vom Marsch zum Big-Band-Sound: MV Willmars ließ beim Frühlingskonzert keine Wünsche offen

Willmars. (th) Es war kurz nach 19.30 Uhr am Samstagabend, als in der Festhalle Willmars sprichwörtlich "kein Apfel mehr zur Erde" ging. Sichtlich erfreut trat der 1. Vorsitzende Erich Straub ans Mikrofon, um alle Anwesenden herzlich willkommen zu heißen. Auch zahlreiche Ehrengäste waren der Einladung  gefolgt, darunter Bürgermeister Reimund Voß und der Ehrenvorsitzende Friedhelm Landgraf. Gemeinsam mit den Chören aus Neustädtles und Filke/Willmars stimmten die Gastgeber ihr Publikum meisterlich auf den Frühling ein und das gewählte Motto "Musik ist die Liebe auf der Suche nach einem Wort" war in den folgenden zwei Stunden Programm.

Mit der kraftvollen Ouvertüre von Markus Götz "New Festival Music" sorgte die Kapelle für einen feierlichen Auftakt. Die Polka "Kirschblütenzauber" des Schweizer Komponisten Very Rickenbacher war als musikalische Aufforderung, den Frühling zu begrüßen, zu verstehen. Der Konzertmarsch "Salemonia" glich einem Feuerwerk und sorgte für den ersten Begeisterungssturm. Wie der Name des folgenden Werkes bereits verriet, handelte es sich bei der "Polka für Drei" um ein traditionelles Blasmusikstück für drei Solisten. Hier glänzten in der vordersten Reihe Alexandra Stumpf am Tenorhorn, Robert Gerlach am Bass und Tonja Müller am Flügelhorn. Während diese Bläser der nicht mehr ganz so jungen Generation angehörten, folgte im Anschluß "Present of Love" mit einem sehr jungen Solisten. Johannes Stumpf bewies eindrucksvoll, dass auch der Nachwuchs bereits Einiges zu bieten hat. Überhaupt fiel auf, dass die Willmarser viele junge Talente in den eigenen Reihen haben. In die Welt der Filmmusiken entführte "Stallion of the Cimarron" von Hans Zimmer, bevor es wieder böhmisch wurde. Mit der Polka "Frühlingszauber" verabschiedete sich der Musikverein Willmars vorübergehend von der Bühne. Alexander Neugebauer und Johanna Bohn gelang es zwischen den Stücken hervorragend, interessante Details zur Entstehungsgeschichte zu erklären und diese charmant anzumoderieren.

Der Ökumenische Kirchenchor Neustädtles unter der Leitung von Michael Friedrich brachte "Fröhlich klingen uns're Lieder" nach einem Satz von Lorenz Maierhofer sowie die Volksweise "Das Lieben bringt groß'Freud" dar. Als kleinen Zungenbrecher sangen sie zwischen dem traditionellen Liedgut den Titel "Pandur-andandori", welcher zwar nur aus diesen beiden Worten besteht, den Sängerinnen und Sängern aber schon aufgrund der Schnelligkeit einiges abverlangte.

Nach der Pause trat der Kirchenchor Filke/Willmars, seit rund zwei Jahren unter der Leitung von Heike Dankert, auf. Auch hier zeigte sich, dass es um den Nachwuchs nicht so schlecht bestellt ist, wie oft behauptet wird. "Frisch gesungen" und "Ännchen von Tharau" waren besonders den älteren Gästen noch aus ihrer Jugendzeit bekannt und hier und da konnte man hören, wie der eine oder andere leise mitsang.

Waren die Willmarser Musiker schon im ersten Teil hervorragend, gelang es ihnen unter dem Dirigat von Daniela Wagner nun, ihre bisherige Leistung noch zu toppen. Schwungvoll erklang der Marsch "Elkerliek", bevor Alexander Neugebauer stolz erzählte, dass von dem Komponisten des nächsten Stückes, Franz Watz, erst kürzlich ein Workshop abgehalten wurde, bei dem auch Musiker aus den eigenen Reihen dabei waren. Watz hatte die "Heidrun-Polka" für seine Tochter geschrieben und die böhmischen Klänge verzauberten Jung und Alt. "Was ist die Sehnsucht eines Musikanten?", fragte Johanna Bohn gleich darauf. Die Antwort lautete: "Sich mit Musik in der Herzen der Zuhörer spielen". Dies gelang bei der "Musikantensehnsucht" von Guido Henn mühelos. Dass die Willmarser aber auch noch "ganz anders" können, zeigten sie nun. Im Big-Band-Sound erklang "Rock Opening" von Manfred Schneider und hier wurden bereits die ersten Rufe nach einer Zugabe laut. Um den kochenden Saal wieder zu beruhigen, folgte die Ballade "I do it for you", bekannt geworden durch Bryan Adams als Soundtrack zu dem Film "Robin Hood". Wunderbar gefühlvoll und mit Gänsehautcharakter brachten die Musiker diesen Titel zu Gehör und ernteten riesigen Applaus. Nachdem wieder Stille eingekehrt war, sorgte Philipp Bohn als Solist am Schlagzeug für Aufregung. Aufregung positiver Art, versteht sich. Er raubte mit seinen "Speedy Drums" von Paul Biste dem Publikum den Atem und kam nicht ohne "Nachschlag" davon. Seine Drumsticks flogen mitunter durch die Luft und die ganze Nummer hatte einen Hauch von Zirkusakrobatik. Mit "Beyond the Sea" wollte Johanna Bohn die Gäste nach Hause schicken, als sie sich verabschiedete und meinte "Träumen sie sich nun mit uns in den Frühling". So einfach kamen die exzellenten Akteure nicht jedoch nicht von der Bühne. Lautstarke Rufe forderten eine Zugabe, welche nach einer kurzen Ansprache des 1. Vorsitzenden auch gegeben wurde. Erich Straub bedankte sich bei Dirigentin Daniela Wagner, der es gelungen war, ihre Musiker zu motivieren und zu Höchstleistungen anszuspornen. Alle Musiker hatten ihr Bestes gegeben, dennoch wollte der Vorstand die Familie Bohn besonders erwähnen. Johanna spielte nicht nur Saxophon, sie moderierte auch gemeinsam mit Alexander Neugebauer wunderbar durch den Abend. Ihr Bruder Philipp glänzte an den Drums, und Nesthäkchen Franziska hatte mit gerade mal neun Jahren ihr Bühnendebüt. Extra ein Podest habe man der jüngsten Trompeterin gebaut, erklärte Straub voll Stolz. Als Zugabe folgte der "Böhmische Traum". Am Ende stand eine sichtlich zufriedene Dirigentin auf der Bühne und genoss den Applaus. Diesen hatte sie sich gemeinsam mit ihrer Kapelle mehr als verdient.

von Tanja Heier

Musikverein Willmars mit Dirigentin Daniela Wagner. Foto: Heier

Trompeterin Franziska Bohn hatte mit gerade mal neun Jahren ihr Bühnendebüt. Foto: Heier

Solist Johannes Stumpf. Foto: Heier

Ökumenischer Kirchenchor Neustädtles unter der Leitung von Michael Friedrich. Foto: Heier

Kirchenchor Filke/Willmars unter der Leitung von Heike Dankert. Foto: Heier

Um den Nachwuchs im Willmarser Musikverein ist es nicht schlecht bestellt. Foto: Heier