Ein brüllender Löwe aus dem Plastiktrichter

Das bunte Programm beim Frühlingskonzert des Musikvereins Willmars ließ keine Wünsche offen

Willmars. (gb) Frühlingshaft waren die Temperaturen wahrhaft nicht am Samstagabend, doch das machte der duftig geschmückte Saal der Festhalle wett, und die Musik erwärmte die Herzen sowieso. Getreu dem Motto von Victor Hugo „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist, zu schweigen“ wurden auch keine großen Reden geschwungen, der Musikverein Willmars ließ einfach die Musik sprechen und eröffnete den Abend mit „Jubilee Fanfare“ von Franco Cesarini, lautstark und wachrüttelnd, wie es sich für eine Ouvertüre gehört. Verschiedene musikalische Elemente von feierlich über zurückhaltend bis lebhaft wechselten sich ab. Musikvereinsvorsitzender Erich Straub begrüßte dann die Gäste, besonders den stellvertretenden Kreisvorsitzenden des Nordbayerischen Musikbundes, Friedhelm Landgraf, den ehemaligen Vereinsvorstand Elmar Hofman, Bürgermeister Reimund Voß und Pfarrer Günther Eckert, jeweils mit Gattin. Besonders freute er sich über die vielen Familienmitglieder der Musikanten, die gekommen waren.
Als Moderatoren kündigte er wieder Leonie Krech und Alexander Neugebauer an, die routiniert durch das Programm führten.
„Ein Abend am Meer“ von Václav Vackár ließ stimmungsvolle, verträumte, weiträumige Melodien hören, deren Töne sich zwischen Moll und Dur abwechselten. Der „Gruß an Kladno“ war eine Polka, bei der man noch den reinen Urcharakter der für die böhmische Musik maßgeblichen Polka erkennt. Komponist und Musiker Antonin Votava grüßt mit diesem Lied seinen Heimatort Kladno nahe Prag. Ein Block des Abends gehörte dem musikalischen Nachwuchs, der sein Können unter Beweis stellen konnte. Saskia Bessel und Jonas Neugebauer spielten mit Unterstützung der Dirigentin den „Minirock“ auf dem Tenorhorn, und „Küken“ Celine Bätzel zeigte, was sie auf der Querflöte gelernt hat.
Mitreißend und schmissig gespielt, erklang „Hoch Heidecksburg“, 1912 komponiert vom thüringischen Militärmusiker Rudolf Herzer und benannt nach Schloss Heidecksburg in Rudolstadt. Der Marsch gehört heute zu den populärsten und am häufigsten gespielten Märschen in Deutschland, ist aber weniger für militärische als vielmehr für Konzertmärsche geeignet. Den „Posaunen Otto“ spielte erstmals als Solist mit der Posaune und mit einem Lächeln im Gesicht Johannes Stumpf. Bravo-Rufe waren sein Lohn. Als Klassiker der Rockmusik war „Music“ von John Miles ein großer Erfolg, der von der niemals endenden Liebe zur Musik erzählt. Der Song zeichnet sich durch starke Kontraste aus, einschmeichelnde Flöten, Trompeten, dann wieder getragen eigenwillig, zwischendurch könnte man meinen, die Platte hängt, dann mit rasantem Tempo ein furioser Schluss. Das Orchester machte die Bühne frei für den ökumenischen Kirchenchor Neustädtles. Dirigent Michael Friedrich entlockte den 10 Damen und 4 Herren flotte Töne. Nicht nur die basaltenen Bergeshöh’n, auch „Uns’re kleine Nachtmusik“ – Wolfgang Amadeus ließ grüßen - nach einem Satz von L. Maierhofer kamen gut an. Und erst der Löwe, der heut nacht schläft nach Henry O. Millsby. Einziges Musikinstrument neben der Gitarre war ein Plastiktrichter aus der Küche, mit dem ein Musikus den Ruf des Löwen täuschend echt imitierte. Ganz modern und zeitgemäß dieser Chor.
Nach der Pause begrüßte Erich Straub die Musikerkollegen aus Fladungen, aus Hausen, den Stadtkapellmeister Walter Bortolotti aus Ostheim und die Gesangskollegen aus Thaiden. Der Männergesangsverein Edelweiß aus dem „hessischen Ausland“ mit 16 sangesfreudigen Herren folgte willig Sabrina Kümmel-Naderer, die den Chor mit lockerer Hand und jugendlichem Schwung zu Hochform auflaufen ließ. Gängige Schlager wie „Junger Adler“ von Tom Astor oder „Golden Western Songs“ von Otto Groll mit einem Potpourri goldener Evergreens mit Tom Dooley, der heiß brennenden Sonne, wenn ein Cowboy immer im Sattel sein muss, das Banjo in der Hand, ließen die Sehnsucht nach Freiheit und der unendlichen Weite des Wilden Westens spüren. Ein echter „Kracher“ war aber die „Diplomatenjagd“ von Reinhard May mit sechs langen Strophen. Sie nimmt das edle Weidwerk gehörig auf die Schippe und ruft Begeisterung hervor. Kaum zu glauben, dass das Lied erst neu einstudiert wurde. „Bleid oll do, me weeß ja net wies Water wed“ verabschiedete sich der hessische Chor.
Es kam wieder der Musikverein Willmars zum Zug. Eine facettenreiche Polka waren die „Böhmischen Gedanken“ von Alexander Pfluger, die auch zum Leitprogramm der Egerländer Rebellen gehört. „Antonin’s New World“, arrangiert von Dizzy Stratford, ist eine moderne Form der 9. Sinfonie von Antonin Dvorak und wurde in ein neues Blasorchesterstück verwandelt. Hier ist der Puls der Weltstadt New York am Hudson River zu spüren. Sprunghafte, typisch tschechische Elemente zeigen unverkennbar die Heimatliebe und das Heimweh des Komponisten.
Zwei weitere Stücke gab es von Alexander Pfluger, dem Komponisten, Musiker und Arrangeur mit eigenem Musikverlag und Gründer der Kapelle „Die schwindligen 15“: „Träumende Trompeten“, ein zweistimmiges Trompetensolo mit Tonja Müller und Joachim Krech im einträchtigen Gleichklang. Und dann „Ein Egerländer Traum“, eine Polka, die die Zuhörer schnell zum Mitklatschen animierte. 1967 bekannt und zum Welterfolg geworden ist der Evergreen „Somethin’ Stupid“ durch Frank Sinatra und seine Tochter Nancy, heute arrangiert von Erwin Jahreis. Robby Williams und Nicole Kidman sangen ihn 2001. Ein wahrer Ohrenschmaus, der sofort ins Gehör ging. Ein tolles Spiel! Danach kam ein schnelles und anspruchsvolles Stück für Xylophon und Blasorchester: „Erinnerung an Zirkus Renz“ von Gustav Peter. Solist und Schlagzeuger Philipp Bohn bearbeitete sein Xylophon mit rasendem Tempo, dem auch das Orchester folgte. Ein beachtlicher junger Mann – Wahnsinn - der hat’s drauf! Das Publikum kam fast mit dem Klatschen nicht nach, natürlich gab es eine Zugabe.
Gegen Ende des Programms dankte Erich Straub allen, die zum Gelingen des Abends beigetragen hatten. Besonders hob er Dirigentin Daniela Wagner hervor, die durch ihre Art das Orchester motiviert und zu dieser außerordentlichen Leistung geführt hat. Man sah es ihren strahlenden Augen und ihrem Gefolge an, welche Freude sie am Spielen haben. Trotz einiger krankheitsbedingter Ausfälle gab die Truppe ihr Bestes. Ein weiteres Lob ging an Tonja Müller als 2. Dirigentin und Vertreterin des Vorstandes für ihre vielfältige Unterstützung. Alle Mitwirkenden erhielten von Alexander Neugebauer eine Rose als kleines Dankeschön.
„Thank you fort the Music“, arrangiert von Frank Bernaerts, sollte das letzte Stück des Abends sein. Das war aber dann ein erklastschter Hoch- und Deutschmeister-Regimentsmarsch. Ein großartiges Konzert, mit dem hoch motivierte Akteure viel Freude bereiteten.

von Brigitte Gbureck

WILLMARS (rar) „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist zu schweigen.“ Unter diesem Zitat von Victor Hugo als Motto stand das Frühlingskonzert des Musikvereins Willmars, das am vergangenen Samstagabend in der Willmarser Festhalle stattfand. Unter der musikalischen Leitung von Daniela Wagner wurde der Frühling wortwörtlich mit Pauken und Trompeten, aber auch mit Chorgesang eingeladen, sich bald in unsere Gefilde zu begeben.

„Draußen ist es gerade nicht sehr frühlingshaft“, brachte es Moderator Alexander Neugebauer, der gemeinsam mit Leonie Krech kompetent und charmant durch das Programm führte, auf den Punkt. Dennoch sei er sich sicher, dass das „wunderbare Konzert“ dazu beigetragen habe, den Winter schneller vergehen zu lassen und den Frühling ein bisschen früher herbeizubringen. Dazu hatte der Willmarser Musikverein ein stolzes Programm aufgeboten, das die zahlreichen Zuhörer begeisterte. Schon die kraftvolle Begrüßung durch den schmetternden Klang der Blechbläser bei „Jubilee Fanfare“ machte deutlich, auf was man sich in den nächsten zwei Stunden gefasst machen durfte.

Die Willmarser Kapelle, die trotz krankheitsbedingter Ausfälle noch immer in stolzer Anzahl auf der Bühne präsent war, fand eine gelungene Mischung zwischen anspruchsvollen, getragenen Stücken und mitreißenden Märschen und Polkas, bei denen gerne auch mitgeklatscht wurde. So gab es wohl kaum jemandem, der nicht in irgendeiner Form dem Takt folgte, als Rudolf Herzers flotter Marsch „Hoch Heidecksburg“ ertönte. Genauso wenig dürfte es jemanden unberührt gelassen haben, als die Kapelle John Miles Liebeserklärung an Melodie und Ton, „Music“, anstimmte. Im Laufe des Abends zeigten auch mehrere Solisten ihr Können. Johannes Stumpf konnte dabei mit „Der Posaunen Otto“ ebenso überzeugen wie Tonja Müller und Joachim Krech, die im melancholischen Duett „Träumende Trompeten“ die Zuhörer rührten. Der Höhepunkt des Abends war das Xylophon-Solo von Schlagzeuger Philipp Bohn, der in ungeheurer Geschwindigkeit die Schlägel schwang und begleitet von der Kapelle „Erinnerungen an Zirkus Renz“ wach werden ließ. Rauschender Beifall und laute Zugabe-Rufe waren der verdiente Lohn für die beeindruckende Leistung des jungen Musikers. Drei Jungmusiker bekamen ebenfalls die Gelegenheit sich zu beweisen. Die Auftritte von Jonas Neugebauer und Saskia Bessel, die gemeinsam mit Daniela Wagner als Horn-Trio auftraten,  sowie das Querfötensolo von Celine Bätzel machten deutlich, dass man sich im Musikverein um die Zukunft überhaupt keine Sorgen machen muss.

Für Abwechslung im Programm sorgten zwei Chöre. Vor der Pause trat der ökumenische Kirchenchor aus Neustädtles unter der Leitung von Michael Friedrich auf und besang mit „Ich weiß basaltene Bergeshöh’n“ die Schönheit der Rhön. Zudem überraschten die Sänger mit einer Chorversion von Mozarts „Eine kleine Nachtmusik“. „Ja, die kleine Melodie mit ihrem Charme und Chic, ist uns’re kleine Nachtmusik“, hieß es darin, ehe man sich mit „The lion sleeps tonight“, wozu die männlichen Chormitglieder die notwendigen Urwaldgeräusche beisteuerten, wieder verabschiedete. Den Auftakt nach der Pause machte ein hessischer Beitrag. Der Männergesangsverein Edelweiß aus Thaiden zeigte mit „Junger Adler“ von Tom Astor und einem Medley der bekanntesten Western-Songs ihre Sympathie für Folk- und Countrymusik und sorgten mit Reinhard Mays „Diplomatenjagd“ für Belustigung im Publikum.

Erich Straub, Vorsitzender des Musikvereins Willmars, dankte den Chören, die mit „so viel Lebensfreude und Engagement den Abend bereichert haben“, aber auch den zahlreichen Aktiven, Helfern und Organisatoren, die das Konzert erst möglich gemacht haben. Nicht zuletzt dankte er der musikalischen Leitung um Daniela Wagner, die die Musiker mit ihrer „professionellen und motivierten Vorbereitung zu musikalischen Höchstleistungen“ gebracht habe. Mit „Thank you for the music“ von ABBA verabschiedete sich die Kapelle vom Publikum, was man nur von ganzem Herzen erwidern konnte: Danke für die Musik!

von Ralph Rautenberg

Celine Bätzel zeigte, was sie auf der Querflöte gelernt hat.

Der ökumenischen Kirchenchor aus Neustädtles unter der Leitung von Dirigent Michael Friedrich.

Der Männergesangsverein Edelweiß aus dem „hessischen Ausland“ mit 16 sangesfreudigen Herren folgte willig Sabrina Kümmel-Naderer.

Den „Posaunen Otto“ spielte erstmals als Solist mit der Posaune und mit einem Lächeln im Gesicht Johannes Stumpf.

Die Kapelle des Musikvereins Willmars unter der Leitung von Daniela Wagner.

Schlagzeuger Philipp Bohn bearbeitete sein Xylophon mit rasendem Tempo, dem auch das Orchester folgte.

Saskia Bessel und Jonas Neugebauer spielten mit Unterstützung der Dirigentin den „Minirock“ auf dem Tenorhorn.

„Träumende Trompeten“, ein zweistimmiges Trompetensolo mit Tonja Müller und Joachim Krech im einträchtigen Gleichklang.