Vom “Song of the Chiang Nationality “bis zu “Postcard”

Konzert in der Stadthalle hätte mehr Zuschauer verdient

Bad Neustadt (hf). Ein Galakonzert, da sich hören lassen konnte, bot das Nordbayerische Jugendblasorchester am Samstagabend in der Stadthalle von Bad Neustadt. Knapp 200 Besucher waren gekommen, die Bundesdirigent Ernst Oestreicher aus Bad Königshofen als ein kleines aber feines Publikum ganz herzlich begrüßte. Es seien wohl rundum zu viele weitere Veranstaltungen was der Grund sein könnte, daß die Stadthalle nicht einmal zur Hälfte besetzt war. Die gekommen waren, waren sich jedoch einig, daß dieses Galakonzert wesentlich mehr Besucher verdient hätte.

Doch die Musikerinnen und Musiker ließen sich davon nicht beeindrucken und boten Musik vom Feinsten. Spektakulär begann das Konzert, als das Orchester auf der Bühne mit einer Art Probe der Instrumente begann und plötzlich vom Foyer her, ebenfalls Klänge von Trompeten, Hörnern und Posaunen zu hören waren. „Instrumente unterhalten sich,“ hatte Ernst Oestreicher dies bezeichnet und damit dem Publikum einen besonderen Einstieg gegeben. Plötzlich öffneten sich die Türen des Saals und Musikerinnen und Musiker, marschierten spielend zur Bühne, wo sie sich mit dem gesamten Orchester vereinigten.

Vor einiger Zeit hatte Ernst Oestreicher dieses Musikstück von Ron Nelson mit dem Titel „Resonances I“ gehört und für den Gala-Abend in Bad Neustadt umgesetzt. Man habe damit quasi auf den Straßenlärm von außen verweisen und den Weg in den Konzertsaal durch die gespielten Instrumente zeigen wollen. Eine phantastische Idee, die das Publikum auch mit großem Beifall bedachte. Es sei ein etwas anderer Einstieg, sagte der Bundesdirigent bei der anschließenden Begrüßung und dankte vor allem den Dozenten, die in den vergangenen Tagen mit Oestreicher aktiv waren, um das Konzert vorzubereiten.

„Was schreibt man so alles auf eine Postkarte?“ Diese Frage stellt der Bundesdirigent, der selbst durch den Abend führte, als nächstes. Postkarten würden vor allem beim Urlaub oft aus aller Herren Länder geschrieben. Frank Ticheli habe mit seinem Titel „Postcard“ dies einmal musikalisch umgesetzt. Ein Musikstück, das die Vielfalt der Instrument gleichermaßen zeigte, wie es den Zuhörer in verschiedene Erdteile mitnahm aber auch musikalisch aufzeigte, daß oft wenig, oft viel auf solch einer kleinen Ansichtskarte aus dem Urlaub stehen kann.

Nur wenig zu berichten gab es über Qu Chenjiu und seinen „Song of the Ciang Nationality“. Ernst Oestreicher stellte hier Rüdiger Arlt, einen „Meister auf der Klarinette vor“. Der junge Musiker stammt aus Kulmbach und war unter anderem an der Unterfränkischen Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen, bevor er sein Instrument weiter studierte. Er spielte auf seiner Klarinette eine neue Solokomposition, die aus der asiatischen Blasorchesterbewegung stammt. Das Werk wurde erst im Frühjahr von ihm und dem Nordbayerischen Jugendblasorchester auf der CD „Daemonia“ eingespielt. Die Kritik äußerte sich begeistert von diesem Tonträger. Arlt ist ein bekannter Musiker, der sogar für Festivitäten zu buchen ist. Ernst Oestreicher schmunzelnd: „Hören Sie ihn sich an, er hat seinen Terminkalender dabei und, wenn Sie wollen, können Sie ihn gleich nach unserem Konzert buchen.“

Auch das übrige Programm des Nordbayerischen Jugendblasorchesters war spektakulär und begeisterte alle Freunde der Blasorchestermusik, die in die Stadthalle gekommen waren. Zum 100. Geburtstag von Dimitri Schostakowitsch hatte das Orchester wieder einmal die berühmte „Jazz-Suite Nr. 2“ einstudiert, die eher der Wiener Unterhaltungsmusik des 19. Jahrhunderts näher steht als dem eigentlichen Jazz. Das Nordbayerische Jugendblasorchester konnte damit seine ganze Bandbreite an Virtuosität ausspielen. Diese reichte von Marsch und Lyrischen Walzer über zwei Tänze bis hin zum großen Finale. 

Der zweite Teil des Konzertabends brachte dann Musik von Leonard Bernstein. Das Orchester eröffnete mit der Ouvertüre aus seinem dritten Musical „Candide“, bevor von Percy Aldridge Grainger „Irish Tune from Country Derr“ erklang und schließlich erneut Melodien von Leonhard Bernstein zu hören waren und zwar vier Sinfonische Tänze aus dem berühmten Musical „West-Side-Story. Mit „Scherzo, Mambo, ChaCha“ und „Cool“ zeigen die Musikerinnen und Musiker des Nordbayerischen Jugendblasorchesters dann noch einmal all ihr Können. Beendet wurde das Galakonzert in der Bad Neustädter Stadthalle mit musikalischen Ausschnitten aus „Lord of the dance“ von Roman Hardiman. „Nightmare“, „Suil a Ruin“, Breakout“, „Lament“ und „Victori“ waren Musiktitel die das Publikum begeistert aufnahm. Ein Konzert, das es im wahrsten Sinn des Wortes „in sich hatte“, das das perfekte Zusammenspiel der aus verschiedenen Musikkapellen zusammengewürfelten Spielerinnen und Spieler zeigte, aber auch das große Können von Bundesdirigent Ernst Oestreicher.

Bundesdirigent Ernst Oestreicher (Bad Königshofen) hatte für das Galakonzert in der Stadthalle ein hochwertiges musikalisches Programm erarbeitet, das seinesgleichen suchte. Die Musikerinnen und Musiker zeigten die gesamte Bandbreites ihres Könnens und heimsten dafür lang anhaltenden Beifall der knapp 200 Zuhörer ein. Die waren sich einig, daß der Abend in der Stadthalle mehr Gäste verdient hätte. Foto: Friedrich

Als Solist begeisterte Rüdiger Alt aus Kulmbach auf der Klarinette beim Gala Konzert des Nordbayerischen Jugendblasorchesters in der Stadthalle von Bad Neustadt. Foto: Friedrich