Mit Kanonendonner Saalemusicum am Festungsgraben eröffnet

Evangelische Kirchengemeinde und Juliusspital feierten mit

Bad Königshofen (hf). Mit drei Kanonenschlägen haben am Sonntag kurz nach 11 Uhr die beiden Stadtkanoniere Michael Katzenberger und Wolfgang Klier das Saalemusicum 2005 in Bad Königshofen eröffnet. Zuvor hatten Bürgermeister Clemens Behr, Pfarrer Werner Küfner und der Leiter der Unterfränkischen Berufsfachschule für Musik, Ernst Oestreicher, auf die Idee des Saalemusicums verwiesen. Die Kultur und die Menschen entlang der Fränkischen Saale sollten herausgestellt werden und die vor allem die Fränkische Saale bekannter gemacht werden. Eine Idee, die vor einem Jahr der Leiter der Bayerischen Musikakademie Hermann Grollmann und Ernst Oestreicher, Direktor der Unterfränkischen Berufsfachschule für Musik ins Leben gerufen haben.

Bürgermeister Clemens Behr meinte, daß es selbstverständlich gewesen sei, daß auch Bad Königshofen wieder mit dabei ist und gerne habe man das Saalemusicum in das Kirchenfest der evangelischen Pfarrgemeinde integriert. Sein Dank galt Pfarrer Werner Küfner für dessen Bereitschaft, aber auch Manfred Bühner vom gegenüberliegenden Juliusspital, wo ebenfalls der Europatag der Musik gefeiert wurde. Pfarrer Werner Küfner wiederum meinte, daß man gerne das Angebot angenommen habe und da der Termin mit dem des Gemeindefestes übereinstimmte, auch mit dabei sei. Ernst Oestreicher ging auf die Idee des Saalemusicums ein und erwähnte eine Vielzahl von Veranstaltungen, die nun in den kommenden sechs Wochen entlang der Fränkischen Saale und auch an den Nebenflüssen erfolgen. Die Idee von vor einem Jahr habe einen durchschlagenden Erfolg erzielt.

Danach hieß es „Feuer frei!“ nach dem die beiden Stadtkanoniere die mittelalterlichen Kanonen entsprechend „gefüttert“ hatten. Mit viel Musik und Gesangsdarbietungen wurde der ganze Tag sowohl beim Gemeindefest der evangelischen Kirchengemeinde als auch im Juliusspital festlich begangen. Der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde unter Sepp Neuberger spielte am Gemeindehaus ebenso auf wie der Posaunenchor Sulzdorf und Irmelshausen und die Sängerinnen und Sänger von „Taktzente“ begeisterte die Zuhörer. Mit dabei war das Querflötentrio der Unterfränkischen Berufsfachschule für Musik und das Heustreuer Quartett, das Blechbläserensemble der Berufsfachschule und zum Abschluß hörte man das Salonorchester unter Leitung von Ernst Oestreicher. Von der Bayerischen Musikakademie Hammelburg war Projektleiter Helmut Lapp gekommen, der das Saalemusicum vorstellte und von den verschiedenen Veranstaltungen der kommenden Wochen sprach. Zu sehen war auch Landrat Thomas Habermann, der mit seiner Frau Karin zu einem Abstecher gekommen war.

Ein großer Andrang herrschte dann um 14 Uhr und 16 Uhr, als der alte Festungskeller am „Sauhügel“ in der Wallstraße für die Öffentlichkeit zugängig gemacht wurde. „Mit so vielen Besuchern hatten wir nicht gerechnet, sagten die wie Bürgermeister Clemens Behr sie bezeichnete „Stadtkommandanten“ Manfred Schmitt und Josef Wißmüller. In gekonnter Weise führte Alfons Weigand in die Festungsgeschichte von Bad Königshofen ein. So erfuhren die Zuhörer, daß Bad Königshofen einst vier Bollwerke hatte, das am „Sauhügel“ hießt das Bollwerk am Spital, dann gab es das Bollwerk im Bereich der heutigen Stadtsaal Lichtspiele, das wurde als „Bollwerk an der Burg bezeichnet“. Hinzu kam gegenüberliegend das Bollwerk am der neuen Mühle, hier sind noch Reste der Kasematten im Klostergarten zu sehen. Das vierte Bollwerk war im Bereich des ehemaligen Brauhauses in der heutigen Elisabethastraße und wurde als „Bollwerk am Gerbershügel“ oder als „Lärmbollwerk“ bezeichnet.

Alfons Weigand wusste aber auch von unterirdischen Gängen zu berichten, die einst die Festungsstadt Königshofen durchzogen. Noch heute findet man Reste davon. So ist einer der Gänge zum Beispiel hinter dem Pfarrhaus und führte in Richtung Hemmerich. Andere gibt es im Bereich des ehemaligen Klosters oder an der alten Volksschule. Bad Königshofen hätte noch einiges an alten Festungsanlagen aufzuweisen, zum Beispiel am alten Brauhaus, wo heute eine Zahnarztpraxis steht. Dort gab es noch in den Jahren um 1980 Reste der Festungsmauer und vor allem auch Reste des Stadttores. Das einzige Stadttor, das heute noch erhalten ist, ist das am Anwesen Gernert, das allerdings in desolatem Zustand ist.

Dann öffneten Josef Wißmüller und Manfred Schmitt die großen Tore und für viele war das Erstaunen groß, als sie den gemauerten gang unter dem Festungshügel sahen. Mit Kerzen ausgeleuchtet bot er ein besonderes Bild. „Hier waren wir überhaupt noch nicht... Das kannten wir nicht.., oder „das es so etwas bei uns gibt, das ist ja gar nicht bekannt...“ So lauteten die verschiedenen Stimmen, die man bei der Begehung hören konnte. Andere berichteten davon, daß dies einmal Luftschutzkeller im Zweiten Weltkrieg waren und, daß man hier unten war, wieder andere erinnerten sich daran, daß einst Rüben hier gelagert waren und man diese nach oben schaffen mußte.

Draußen im Bereich des ehemaligen Festungsgrabens war dann die Überraschung groß, als man die idyllische Landschaft und Bad Königshofen einmal aus einer ganz anderen Sicht sah. Natürlich spazierte man entlang des Festungsgrabens und Bürgermeister Clemens Behr erläuterte an der Juliusquelle, wie das früher war, als die Leute ihr Wasser für zu Hause hier holten und dieses Wasser besonders weich war. Heute ist dort nur noch ein Brunnenstein und ein Auslauf zu erkennen. Früher gab es hier eine Pumpe, über die das Wasser gefördert wurde. Und dann nahmen viele Gäste natürlich den „Festungsschnaps“ an, der ausgeschenkt wurde und bei schwülen Temperaturen mundete der selbst angesetzte Apfelsaft besonders gut. Clemens Behr dankte denn auch allen die mitgemacht hatten, vor allem der Familie Wißmüller und Schmitt, die für das Saalemusicum einen seltenen Einblick in die alten Festungsanlagen gegeben haben.

Mit Kanonendonner wurde am Sonntagmorgen das „Saalemusicum“ in Bad Königshofen eröffnet. Die Stadtkanoniere hatten dazu eine der beiden mittelalterlichen Kanonen zum Kirchenfest im evangelischen Kirchenpark mitgebracht. Pfarrer Werner Küfner, Bürgermeister Clemens Behr und der Direktor der Berufsfachschule für Musik, Ernt Oestreicher ließen sich das Laden der Kanone einmal genau erläutern. Foto: Friedrich

Auf große Resonanz stieß die Besichtigung der alten Festungsanlagen im einstigen Bollwerk „hinter dem Spital“. Viele der Besucher waren noch nie in der Königshofener Unterwelt gewesen. Foto: Friedrich

Auch die jüngsten beteiligten sich an der Führung in den ehemaligen Bereich der Festungsanlagen und lernten damit ein Stück Geschichte kennen. Foto: Friedrich