Das Heckelphon ist ein seltenes Instrument mit besonderem Klang

Beim Jugendblasorchester ist es erstmals im Konzert zu hören

Bad Königshofen (hf). Sagt Ihnen der Name „Heckelphon“ etwas? Es ist ein Musikinstrument, etwa 1.20 Meter lang, sieht aus wie eine Oboe, hat einen ganz besonderen Klang und ist nach der Firma, die es gebaut hat, benannt. Gespielt wird es im Jugendblasorchester des Nordbayerischen Musikbundes und das probt zur Zeit in der Unterfränkischen Berufsfachschule für Musik für einen Konzert in Hof. Dort haben viele der Schülerinnen und Schüler und auch NBMB Bundesdirigent Ernst Oestreicher zum ersten Mal so ein Instrument gesehen und auch einmal darauf spielen können.

Als Ernst Oestreicher zum ersten Mal von einem Heckelphon sprach, da stellte sich schnell heraus, daß dies wohl ein ganz seltenes Instrument ist, das aber seinen besonderen Klang hat. Der Bundesdirigent des Nordbayerischen Jugendblasorchesters setzte noch dazu, daß es wohl auch ein ganz teueres sei. Immerhin müsse man mit rund 25.000 Euro rechnen, wollte man ein Heckelphon erwerben. Oestreicher: Da bekommt man schon einen Konzertflügel dafür. Für ein Konzert mit den Hofer Symphonikern im kommenden Monat hat man dieses Heckelphon deshalb ausgeliehen. Ernst Oestreicher selbst hatte, wie viele seiner Schüler solch ein Instrument zum ersten mal gesehen. Gekannt hatte er es bislang nur von Schallplatten, zum Beispiel von der Alpensinfonie, wo es zu hören ist.

Es ist ein besonderer, Klang, den dieses Instrument von sich gibt, das sagt auch Jochen Wehner, einst acht Jahre Chefdirigent des Rundfunkorchesters Leipzig – heute Dirigent im Ruhestand, der für das Konzertprojekt in Hof gemeinsam mit Ernst Oestreicher die Leitung des Nordbayerischen Jugendblasorchesters übernommen hat. Er konnte Genaueres zu dem ungewöhnlichen Instrument sagen. Eine Heckelphon ist mit einer Bariton- oder Bassoboe, die den weichen Klang einer Oboe hat, aber das Volumen eines Alphorns. Gebaut wurde es in den Jahren 1879 und zwar auf Anweisung von Richard Wagner. Benannt wurde es nach der Firma „Heckel“, die auch heute noch dieses Instrument herstellt. 

Heute ist dieses Instrument bei den großen Orchestern fast in Vergessenheit geraten. Das war aber einst ganz anders. Bekannte Komponisten haben das Heckelphon in ihre Opern und Operetten eingebaut. Dazu gehört Richard Strauß, der es einigen Stücken, darunter auch in seinen großen Salome Elektra, Joseflegende und in der Alpensinfonie. Außerdem ist es im Festlichen Präludium Opus 61 für großes Orchester zu hören und das üben die Musikerinnen und Musiker des Jugendblasorchester des Nordbayerischen Musikbundes seit einigen Wochen nun ein. Als Generalmusikdirektor in Schwerin hatte Wehner solch ein Instrument zum ersten Mal gesehen und auch spielen könne.

Für Bundesdirigent Ernst Oestreicher ist das Instrument insofern auch eine Besonderheit, daß es wohl erstmals in der Geschichte in ein Blasorchester eingebunden ist. Dahinter stehe auch ein bisschen der Wunsch, daß dies nicht ein Einzelfall bleibt und es nachahmt. Natürlich sei es nicht so billig, aber, da vertraut Oestreicher auf gute Sponsoren in den Musikvereinen, die die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, um so ein Heckelphon auch einmal auszuleihen. 

Natascha Wagner ist diejenige, die das seltene Heckelphon spielen darf. Sie ist dafür bekannt, daß sie verschiedene Holzblasinstrumente entdeckt. Es sei natürlich nicht ganz einfach darauf zu spielen. Für sie ist das natürlich eine besondere Auszeichnung, bedeutet aber auch, daß sie sich in den kommenden Wochen einspielen muß. Das Instrument bezeichnet sie als „einen Traum“. Es trage unheimlich vor allem in der Höhe, ganz anders als bei einer Oboe. Man stelle sich ziemlich schnell auf das Instrument ein und es mache unheimlich Spaß darauf zu spielen. Somit sei es auch schön, in den kommenden Wochen noch zu üben, damit beim Konzert dann alle Töne perfekt sitzen. Es sei schade, daß das Instrument so wenig gespielt wird. Natascha Wagner: „Man verliebt sich regelrecht in den Ton dieses Heckelphons.“

Am 2. Juli um 20 Uhr ist das Heckelphon in der Hofer Freiheitshalle übrigens zu hören. Da spielt dann das Jugendblasorchester des Nordbayerischen Musikbundes in einem Konzert mit den Hofer Symphonikern. Hinzu kommen noch 400 Chorsänger aus verschiedenen Ländern der Welt. Aber -- ist dieses Instrument unter den vielen Blasinstrumenten dann überhaupt herauszuhören. Da sind sich Ernst Oestreicher und Jochen Wehner einig, daß das der Fall sein wird. Natürlich gebe es hier Passagen, wo speziell das Heckelphon besonders gut zu hören ist und, sagt Ernst Oestreicher: „Jochen Wehner wird bei dem Konzert das Orchester auch so balancieren, daß das Instrument hörbar wird, denn 25.000 Euro sollten schon zu hören sein.“

Natascha Wagner spielt im Nordbayerischen Jugendblasorchester und wird beim Projekt mit den Hofer Symphonikern am 2. Juli das Heckelphon spielen. Hier zeigt sie es Bundesdirigent Ernst Oestreicher und Jochen Wehner, dem ehemaligen Chefdirigenten des Rundfunkorchesters Leipzig, der gemeinsam mit Ernst Oestreicher die Proben durchführt und beim Konzert dann auch das Orchester dirigiert. Foto: Friedrich