Feiern mit der „Kapelle für alle Fälle”

40. Geburtstag der Streutaler Musikanten (Heufurt)

Fladungen. (DH) Doppelten Grund zum Feiern gab es in der Grenzlandhalle in Fladungen am Samstag : das 40-jährige Bestehen der Streutaler Musikanten sowie das 30-jährige Grenzöffnungs-Jubiläum wurden mit ei-nem Rhöner Heimatabend mit zahlreichen Auftritten und vielen Besuchern begangen. Vorher wurden in einem würdigen Rahmen zahlreiche aktive Sänger und Musiker geehrt.

Dazu begrüßte der 1. Vorsitzende des Heufurter Musikvereins, Mirko Tradt, die Gäste. Zum Einstieg hatte er die Übersetzung des berühmten Songs „Music“ von John Miles gewählt: „Musik war meine erste Liebe und sie wird meine letzte Liebe sein. Ohne meine Musik zu leben wäre für mich unmöglich, weil die Musik mich in dieser Welt voller Sorgen durchbringt.“

Zu den Ehrungen konnte Mirko Tradt neben den Sängern und Musikern viele Gäste begrüßen: Agathe Heuser-Panten (1. Bürgermeisterin Fladungen), Pius Müller (3. Bürgermeister Fladungen), Landrat Thomas Habermann, Reinhard Hüßner (Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik für Unterfranken), Paul Kolb (Vorsitzender Sängerkreis Schweinfurt), Ursula Wetzstein (Vorsitzende Sängergruppe Rhön-Grabfeld), Renate Haag (Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbundes), Friedhelm Landgraf (stellv. Kreisvorsitzender des Nordbayerischen Musikbundes) und alle Familienangehörige.

Nach dem Totengedenken sprach Paul Kolb ein Grußwort. Er freue sich, die Aktiven für das Singen auszeichnen zu können und wünschte einen harmoni-schen Abend. Anschließend wurden verdiente Mitglieder geehrt, Renate Haag lobte: „Macht weiter so!“

Zum etwas später beginnenden Heimatabend begrüßte – nach einer Einleitung von Gerd Faulstich, Leiter der Streutaler Musikanten – Mirko Tradt, Vorsitzender des Heufurter Musikvereins, die vielen Gäste und die  Ehrengäste. Tradt freute sich, dass „Gratulanten aus Nah und Fern“ gekommen waren. Gerd Faulstich stellte anschließend fest: „Die Vorbereitungen sind getroffen und die Akteure stehen in den Startlöchern.“ Das zahlreiche Erscheinen der Gäste zeige ihre Heimatverbundenheit und der überfüllte Saal sei super für die Akteure. „Herzlich Willkommen liebe Gäste, Ost und West feiern hier zusammen.“

Los ging es mit der Volkstanzgruppe aus Fladungen. Zur musikalischen Begleitung von Daniela Pototschnik am Akkordeon schwebten die vier Tanzpaare über die Bühne und ernteten für die Sternpolka großen Applaus. Pototschnik begrüßte in Vertretung von Eva Kalla und gratulierte den Streutaler Musikanten zum Jubiläum. Sie hatte ein „geistreiches“ Geschenk mitgebracht. Auch die Volkstanzgruppe habe ihr 40-jähriges Jubiläum gefeiert. Die Tänzer seien der „harte Kern“, man habe Nachwuchsprobleme. Eva Kalla: „Musik ist die Sprache der Herzen!“

Es folgten Tanzdarbietungen zu den Liedern „der Schlamperer“ und „das Gärchle“. Zum Schluss spielten die Streutaler Musikanten eine Melodie und die Akteure tanzten von der Bühne.

Auch Fladungens Bürgermeisterin Agathe Heuser-Panten sprach ein Grußwort. Die Musiker hätten eine lange Zeit sehr erfolgreich zurückgelegt. Sie zollte ihnen Respekt für die ehrenamtliche Tätigkeit. Die Stadt habe immer mit dem Musikverein problemlos zusammengearbeitet und die Heufurter hätten immer ein offenes Ohr gehabt, wenn sie die Musiker für eine Veranstaltung angefragt haben. Wenn man die Bilder vom Mauerfall im November ’89 sehe, bekomme man im-mer noch Gänsehaut. Die „Freiheit“ und die „Zusammenführung von Familien“ sei der Erfolg, den die Bürger der DDR erlangt hätten. „Viel Erfolg und Spaß am Musizieren und herzlichen Glückwunsch an die Geehrten“, so Heuser-Panten.

Der folgende Auftritt war der der „schönsten Geschwister Wetzel der oberen Rhön“, so Gerd Faulstich. Das Gesangsduo Wetzel, die Schwestern Anette Hauck aus Hausen und Helga Wetzel aus Rüdenschwinden, betraten die Bühne. Sie sangen das Lied „Willkommen liebe Freunde“. Anschließend stellte Helga Wetzel sich und ihre Schwester vor. Vor Jahren hatte man schon einmal einen Auftritt, damals noch als Gesangstrio mit ihrem Vater Sepp Wetzel, der mittlerweile verstorben ist. Bei einem Gläschen Schnaps und einem originalen Trinkspruch von ihm, wurde an Sepp Wetzel erinnert.

Der zweite Gesangsbeitrag war das Lied „Grüß mein trautes Rüdenschwinden“ von Pfarrer Zickler, der einst als Flüchtling in dem kleinen Dorf eine neue Heimat fand und dieses Lied als Hommage an das Dörflein und seine Bewohner schrieb.

Gerd Faulstich freute sich „ganz besonders“, dass Landrat Habermann trotz seines vollen Terminkalenders Zeit gefunden hatte, um dem Ehren- sowie dem Heimatabend beizuwohnen. Er habe sich sehr über die Einladung gefreut und sei ein bekennender Fan der Streutaler Musikanten, erklärte Landrat Thomas Habermann in seinem Grußwort. Dies liege daran, dass sie „originale Musik“ machen würden. Die Rhöner seien „Menschen, die sehr viel mit Musik anfangen können“. Die lustige und fröhliche Seele der Rhöner zeige sich auch bei den Streutaler Musikanten. Er sei gerne gekommen, um zu gratulieren. Er bedankte sich bei allen, die sich ehrenamtlich engagieren und wünschte weiterhin viel Freude bei der Musik. Das Geschenk werde online transferiert, damit er nicht überfallen werdem könne, so der Landkreischef abschließend seiner humorvollen, frei vorgetragenen Rede.

Yvonne Mehler verlas in Mundart eine Geschichte von Kirchenspinnen, die diskutierten, wo der ruhigste Platz im Gotteshaus sei, um ein Netz zu spinnen. Dies sei der Opferstock, meinte eine der Spinnen.

Auch die „Hoibüche Muisig“ aus Gefäll war unter den Gratulanten. Ihnen sei es wichtig, die „Rhöner und fränkischen Traditionen zu erhalten“. Sie spielten mit vielen Instrumenten die Lieder „Über uns der blaue Himmel“, „Musikantentreffen“ und „Unser altes Wirtshaus“. Das Publikum sang kräftig mit und für die Akteure gab es ordentlich Applaus. Sie verabschiedeten sich mit der „Urlauberpolka“ von der Bühne.

Auch Reinhard Hüßner (1. Vorsitzender ARGE Fränkische Volksmusik) sprach ein Grußwort. Er nannte die Streutaler Musikanten ein „Aushängeschild“, eine „Allzweckwaffe“ und eine „Kapelle für alle Fälle“. Nun wurden auch noch die Musiker der Streutaler Musikanten mit Ehren- und Dankesurkunde und einer Anstecknadel von ihm und Mirko Tradt ausgezeichnet. Der besondere Dank galt Gerd Faulstich für die langjährige Arbeit.

Faulstich kündigte nun einen „Besuchermagneten“ an: Die Gruppe „Kaufmannsware“, bestehend aus vier Frauen, betrat die Bühne. Mit verschiedenen Liedern, wie z. B. einem Musik-Mix mit bekannten Volksliedern (Mein Hut der hat drei Ecken; Mein Vater war ein Wandersmann; usw.), sorgten sie für tolle Stimmung in der Grenzlandhalle. Statt eines Geschenks hatten sie ein Geburtstagslied dabei. Einige der Damen haben ein „Jodeldiplom“, wie sie sagten. Beim Jodler: „Ich bring dir zum Geburtstag einen Jodler als Geschenk“ bogen sich die Leute vor Lachen, es folgte tosender Applaus – ein absolutes Highlight im Programm.

„Ossis und Wessis sind wieder zusammen“, so Faulstich. „Bühne frei für die Folkloretanzgruppe!“ Die Tanzgruppe aus dem Nachbarlandkreis hob ganz besonders hervor, „dass die Rhön zusammenhält“. Neben ihren Tänzen zeigten die Gäste aus Kaltenlengsfeld/Thüringen auch das historische Fahnenschwenken.

Der vorerst letzte Auftritt war der der Kermesmusikanten aus Heufurt, die von Altbürgermeister Robert Müller gegründet wurden, auch Gerd Faulstich war unter den Musikern. Mit dem „Kreuzberglied“, bei dem alle schunkelten, stieg die Stimmung im Saal nochmal an. Robert Müller bewies bei seinen Zwischenreden echte Entertainer-Qualitäten und hatte die Lacher auf seiner Seite. So erzählte er z. B., dass die Kermesmusikanten im Haus von jedem Mädel spielten und sie mit Essen und Trinken „bezahlt“ wurden. Man könne sehen, wie lange er schon Kermesmusikant ist, scherzte er im Hinblick auf seinen Bauchumfang. Mit dem Walzer „Draußen am alten Brunnen“ und der Kermespolka „Wer hat den dicksten Mann der Welt gesehen“ verabschiedete man die Besucher in die Pause.

Danach spielten die Streutaler Musikanten das „Rennsteiglied“ und das „Frankenlied“ und alle Akteure hatten noch einmal einen kleinen Auftritt, ehe „Kein schöner Land“ angestimmt und gemeinsam gesungen wurde – der fulminante Schlusspunkt eines tollen Musik- und Heimatabends.

von David Hauck (Streutal-Journal, Nr. 133/2019 v. 23. November 2019)

Ehrungen

Ehrungen für aktives Singen
10 Jahre  Sieglinde Misch, Klaus Misch, Eberhard Maisch, Christoph Breunig
25 Jahre  Edith Bauer, Matthias Vey, Angelika Schmitt
30 Jahre  Cornelia Mann, Klaus-Dieter Mann, Doris Rausch, Hubert Rausch
40 Jahre  Anita Hohmann, Karola Dietz
50 Jahre  Heidi Vay

Geehrte für aktives Musizieren
5 Jahre  Thea Wütscher, Fynn Dieringer, Lina Ziegler
10 Jahre  Justen Ziegler, Anna Müller
20 Jahre  Philipp Stumpf, Steffen Link, Martin Link, Florian Link, Jennifer Happel
25 Jahre  Susanne Bambach, Simone Grief
30 Jahre  Bernhard Sauer, Joachim Markert
40 Jahre  Peter Reichert, Jutta Link
50 Jahre  Angela Kummer, Gerd Faulstich

Weitere Ehrungen durch den NBMB:
15 Jahre Vorstandschaft: Isabella Mann-Müller
15 Jahre aktives Dirigieren: Nicole König

Ehrungen durch den Nordbayerischen Musikbund wurden von Renate Haag und Friedhelm Landgraf durchgeführt. Foto: David Hauck

Ehrungen durch den Nordbayerischen Musikbund wurden von Renate Haag und Friedhelm Landgraf durchgeführt. Foto: David Hauck

Ehrungen durch den Fränkischen Sängerbund wurden von Paul Kolb und Ursula Wetzstein durchgeführt. Foto: David Hauck

Ehrungen durch den Fränkischen Sängerbund wurden von Paul Kolb und Ursula Wetzstein durchgeführt. Foto: David Hauck

Natürlich wurden auch die Streutaler Musikanten selbst zu ihrem Geburtstag geehrt. Foto: David Hauck

„Mr. Streutaler Musikanten”: Gerd Faulstich (links), der seit der Gründung 1979 in der Gruppe mitspielt und seit 1993 deren Leiter ist. Foto: David Hauck

Das Gesangsduo Wetzel mit Helga und Anette (von links) überzeugte mit Heimatliedern. Foto: David Hauck

Als „Besuchermagnet“ angekündigt, rockte „Kaufmannsware” den Saal – ein Highlight des Heimatabends. Foto: David Hauck

Die Paare der Volkstanzgruppe Fladungen schwebten über die Tanzfläche, am Akkordeon begleitet von Daniela Pototschnik (links). Foto: David Hauck