Mttertagskonzert in Eußenhausen

Eußenhausen. (frr) Wo sind die schönen Blasmusikkonzerte im Rundfunk von früher nur geblieben, klagen manche Hörer schon seit einiger Zeit. Gerade für den Muttertag oder für dessen Vorabend wäre doch so ein Blasmusikkonzert so schön gewesen! Aber wer am vergangenen Samstagabend ins Kulturheim in Eußenhausen ging, der nahm staunend zur Kenntnis, dass da aus dem Kofferradio neben der Bühne Durchsagen und Beiträge zu einem Blasmusikkonzert kamen, das keine Wünsche offen ließ. Aber leider waren es nur scheinbare Rundfunkbeiträge, nur ein (ironischer?) Gag, mit dem die Eußenhäuser Musikanten ihrem großen „Muttertagskonzert“ eine besondere Note gaben.

Deren Blasmusik aber war echt, und wie! 18 abwechslungsreiche Stücke mit Zugaben spielten sie mit Perfektion und zur Freude des vollen Hauses. Und damit auch lustige Bemerkungen eingefügt wurden, dafür sorgten die drei sich abwechselnden Moderatoren Jessica Schmidt, Jochen Endres und Benno Hoch. Der 1. Vorsitzende Ralf Diemer hatte die Besucher und die besonderen Gäste, unter ihnen die Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbunds Renate Haag und die Vorsitzende der Mellrichstädter Blaskapelle Tanja Mauer begrüßt, ebenso den Eußenhäuser Stadtrat Siegbert Seifert und die beiden Ehrenvorsitzenden der Eußenhäuser Blaskapelle Winfried Dietz und Gerd Heurig.

Das „Muttertagskonzert“ war zugleich das große Jahreskonzert der Musikkapelle aus Eußenhausen. Im ersten Teil des Konzerts erklangen unter ihrer Dirigentin Christina Dietz die traditionellen und populären Melodien, im zweiten Teil zeigten die Musikanten, dass sie auch den Big Band Sound drauf haben.

„Meine Königin“ hieß das erste Stück. Abgesehen davon, dass es mit seinem weichen, melodischen Auftakt und seinem Wechsel in ein galoppierendes Tempo mitreißend von den Eußenhäusern gespielt wurde: Welche „Königin“ mag sich da wohl angesprochen gefühlt haben? Die zahlreichen anwesenden Mamas und Omas etwa? Jedenfalls war das ein Konzertauftakt nach Maß. Und so schön ging es gleich weiter mit der „Karlspolka“, einer herrlich gemütlichen, fröhlich-unbeschwerten Blasmusik. „Die Schlager Pauke mit Ernst Mosch“ hieß das dritte Stück, ein für die Blasmusik typisches und lustiges Medley aus bekannten Schlagern der 1960er Jahre. „Frühling am Bodensee“ folgte wie eine warme Brise, die mitten ins Herz hinein geht, die Frohsinn und Vergessen der Sorgen schenkt. Beim „Solotrommlermarsch“ zeichnete sich Michael Stingl als perfekter Trommler aus und setzte neben die gleitende Melodie des Orchesters einen militärischen Gegenakzent. Die „Golden Hits“ von Wolfgang Petry waren vor allem durch die harte rhythmische Akzentuierung gekennzeichnet und wiesen schon ein wenig in Richtung zweiter Teil des Konzerts. Doch dann folgte die „Sehnsuchtsmelodie“, mit den schön gespielten Trompetensoli von Thomas Stingl und Benno Hoch, ein langsamer Walzer, der sich in jedes Herz hineinschmeichelt und der auch zur Erinnerung an den verstorbenen Musikantenkameraden Werner Dietz ins Programm aufgenommen worden war. Den ersten Teil beschloss der „Schwabengruß“ mit seinem fröhlich-hüpfenden Rhythmus und den kessen Querflöten im Mittelteil, die sich in die Melodieführung des tiefen Blechs einfach reinmischen.

Mit „Summernight Rock“ setzte im zweiten Konzertteil eine andere Art von Blasmusik ein: Big Band Sound. Auch das Medley mit Melodien von Abba fügte sich in diese Stilrichtung. Hier konnten die Musikanten zeigen, was sie können, denn diese Stücke waren womöglich noch schwerer zu spielen als die des ersten Teils. Mit „Matrimony“ erklang eine Blasmusik, die man sich gut für einen gepflegten Ball-Abend mit kultiviertem Gesellschaftstanz vorstellen kann. Und wenn schon Big Band Sound erklang, dann durfte auch der Großmeister dieser Musik, nämlich James Last nicht fehlen. Ziemlich verswingt spielte das Orchester ein Medley mit seinen bekannten Melodien.

Pure Fröhlichkeit verbreitete das Medley „Hurra“, bei dem bekannte Titelmelodien aus Kinderfilm-Serien erklangen. Dazu setzte „Everything I do I do it for you“ einen deutlichen Stilkontrast mit seiner gefühlvoll-hingebungsvollen Melodie. Die letzten beiden Stücke „Von Freund zu Freund“ und „Dem Land Tirol die Treue“ kehrten wieder zur populären Blasmusik zurück, wobei bei letzterem das Orchester das Land Tirol im Chorgesang hochleben ließ. Auch bei der ersten Zugabe „Wir Musikanten“ schaltete sich das Orchester als Chor ein und löste beim Publikum begeistertes, rhythmisches  Mitklatschen aus. Mit stürmischem Beifall bedankte es sich bei seinen Musikanten, die für sich selbst und ihre Dirigentin viel Ehre eingelegt hatten. „Hut ab vor der Leistung von Frau Dietz“, sagte einer, der sich ein Urteil erlauben konnte, nämlich Matthias Kihn, Dirigent und Blasmusikexperte seines Zeichens. „Bei den Eußenhäusern stimmt die Gesamtkonstellation“, fügte Kihn hinzu. „Diese Blaskapelle ist von ihrer Leistungsfähigkeit im oberen Bereich anzusiedeln, ein Laienorchester mit sehr gutem Ruf.“ Dem braucht man nichts mehr hinzuzufügen.

Wenn man verdiente Vereinsmitglieder wirklich ehren will, sollte man auch die Öffentlichkeit beim Akt der Ehrung suchen. So hielten es auch die Leiter der Eußenhäuser Musikkapelle: der 1. Vorsitzende Ralf Diemer und die Dirigentin Christina Dietz. Den öffentlichen Rahmen für die Ehrung von acht Mitgliedern bot das „Muttertagskonzert“ am vergangenen Samstag in Eußenhausens Kulturheim. Diemer und Dietz hatten die als Ehrengast anwesende Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbundes Renate Haag gebeten, zusammen mit ihnen die Auszeichnungen vorzunehmen.

Gemeinsam überreichten sie an Juliane Balling, Christina Dietz, Isabell Dietz, Tobias Dietz, Andreas Dietz und Michael Stingl die Ehrennadel des Nordbayerischen Musikbundes in Silber für zwanzig Jahre aktives Musizieren, zusammen mit einer gerahmten Ehrenurkunde.

Die Ehrennadel in Gold konnte Haag zusammen mit der entsprechenden Urkunde an Ralf Diemer und Petra Guck für 30 Jahre aktives Musizieren und damit für ein Leben für die Musik übereichen. Das Publikum würdigte die Geehrten mit einem anerkennenden Beifall für ihre Vereinstreue und die Musik, mit der sie immer wieder auch ihre Dorf-Mitbewohner und dessen Gäste erfreut hatten.

von Fred Rautenberg

Christina Dietz, die Dirigentin der Eußenhäuser Musikanten, hatte ihr Orchester zu einem geschlossenen und höchst disziplinierten Klangkörper ausgebildet. Da wurde das Zuhören für die Besucher zu einem ungetrübten Kunstgenuss. Foto: Fred Rautenberg

Michael Stingl ist der 2. Vorsitzende der Eußenhäuser Musikanten und vor allem auch ein perfekter Trommler, wie er bei den Soloeinlagen des Trommlermarsches bewies. Foto: Fred Rautenberg

Einer der musikalischen Höhepunkte beim Muttertagskonzert der Eußenhäuser Musikkapelle: die schmeichelnde Sehnsuchtsmelodie, bei der Benno Hoch (links) und Thomas Stingl mit großem Feingefühl die Solotrompeten spielten. Foto: Fred Rautenberg

Das Muttertagskonzert der Eußenhäuser Musikkapelle bot den würdigen Rahmen, um verdiente Musiker aus ihren Reihen zu ehren. Für zwanzig Jahre aktives Musizieren wurde vom Nordbayerischen Musikbund geehrt (v. l.): der 2. Vorsitzende Michael Stingl, Tobias Dietz, Juliane Balling, Isabell Dietz und die Dirigentin Christina Dietz. Dreißig Jahre aktives Musizieren, ein Leben für die Musik, wurde dem 1. Vorsitzenden Ralf Diemer (vorn links) und Petra Guck (vorn rechts) bestätigt. Renate Haag, die Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbunds (vorn Mitte) hatte die Ehrungen ausgesprochen. Foto: Fred Rautenberg