Das 100-jährige Bestehen des Musikvereins Hollstadt wurde am Wochenende ausgiebig gefeiert. Mit einem großen Festumzug, einem Kreismusikfest sowie dem schon traditionellen Hollstädter Bierfrühling. Dazu gab es beim großen Festkommers die Gelegenheit, auf die lange Geschichte des Musikvereins zurückzublicken. Schließlich währt diese schon weit länger als „nur“ ein Jahrhundert.
„Eigentlich gibt es den Musikverein Hollstadt schon seit 200 Jahren“, sagte die Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbundes (NBMB) Renate Haag in der Sporthalle. Beim großen Festkommers zum Jubiläum des Musikvereins wies die Vorsitzende darauf hin, dass schon um das Jahr 1810 die Tradition des Musizierens in Hollstadt gemeinschaftlich aufrecht erhalten wurde. Anerkannt ist dieses gemeinsame Musizieren allerdings erst mit Gründung des Vereins im Jahre 1912. Folglich gilt es in diesem Jahr das 100- und nicht das 200-jährige Jubiläum zu feiern. Doch egal ob ein oder zwei Jahrhunderte, viel wichtiger ist der „Erhalt der Musik als Kulturerbe, die nur in einer lebendigen Tradition weiterleben kann“, wie der Bezirksvorsitzende des NBMB, Werner Höhn in seiner Festansprache bemerkte. Höhn betonte zudem die schwierige Aufgabe der Musikvereine, den Nachwuchs am Instrument auszubilden. Auch aus Kostengründen. Hier sei ebenso die Politik gefordert, denn, so Höhn, der Erhalt der Kultur sei schließlich nicht kostenlos zu haben.
Zum großen Festkommers anlässlich des Jubiläums des Musikvereins hatte der Vorsitzende Otto Balling sowie Florian Balling als Moderator des Nachmittags die Gäste in der Sporthalle des TSV Hollstadt gemeinsam mit Bürgermeister Georg Menninger begrüßt. Willkommen geheißen wurden auch zahlreiche Ehemalige, die teils von weit her zur Jubiläumsveranstaltung gekommen waren. Zur Unterhaltung spielte die Musikkapelle der Partnergemeinde Kirchen-Hausen.
Der Schirmherr des Jubiläums, Landtagspräsident a. D. Johann Böhm legte den Schwerpunkt in seiner Festrede auf die Freude am Musizieren. „Die Freude trägt und erhebt anhaltend“, sagte Böhm. Mit Blick auf die Spaßgesellschaft folgerte Böhm: „Spaß hingegen ist kurzweilig und geht schnell verloren.“ In seiner unterhaltsamen Ansprache witzelte Böhm über die Schirmherrschaft beim Jubiläum des Musikvereins als Gegensatz zu den vielen Rettungsschirmen die in der Europäischen Währungsunion aufgespannt werden müssen. „Der Musikverein Hollstadt ist das positive Kontrastprogramm zu all den maroden Staaten in Europa“, so der frühere Landtagspräsident.
Höhepunkt des Festkommers war die Verleihung der Pro Musica-Plakette an den Musikverein. Nach einer langwierigen Prüfung der historischen Unterlagen, wurde diese selten vergebene Auszeichnung bereits von einigen Wochen in Alzenau-Michelbach an den Musikverein überreicht. Landrat Thomas Habermann oblag nun die Ehre, die Plakette an den Vorsitzenden Otto Balling im Rahmen der Jubiläumsfeier weiterzureichen.
Die Pro Musica-Plakette ist eine Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland für instrumentales Musizieren, die seit 1968 vom Bundespräsidenten verliehen wird. Kurioserweise war just im Jubiläumsjahr des Musikvereins Hollstadt kein Bundespräsident im Amt, als die Urkunden unterzeichnet werden mussten. Also trägt die zur Plakette gehörige Urkunde die Unterschrift des Bundesratspräsidenten, der die Aufgaben des Bundespräsidenten kommissarisch übernommen hatte; also die Signatur des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer.
Im vergangenen wie in diesem Jahr hatte der Musikverein darauf verzichtet, bei den Jahreshauptversammlungen Mitglieder für ihre aktive Musikantentätigkeit zu ehren. Dafür war der Festkommers zum Jubiläum nun die willkommene Gelegenheit. Renate Haag, Werner Höhn und Otto Balling überreichten die Auszeichnungen. Für fünfjährige Tätigkeit im Musikverein erhielten Ina Benkert, Vanessa Bieber, Gregor Geis, Elisabeth Gruß, Jennifer Laudenbach, Anne Menninger, Hannes Schmitt, Helena Schneyer und David Menninger die grüne Nadel des NBMB. Die Ehrennadel in Bronze erhielten für zehn Jahre Musikantentätigkeit Kathrin Benkert, Hannah Menninger, Martin Menninger, Linda Remler, Katja Sitzmann, Laura Sterzinger und Sebastian Zwierlein. Die Ehrennadel in Silber sowie eine Urkunde des NBMBs erhielten Tobias Koletnik und Steffen Krug. Für 40 Jahre aktive Musikantentätigkeit wurde Burkhard Fuchs mit der Ehrennadel in Gold mit Diamant und Ehrenbrief des NBMBs ausgezeichnet. Die Vorstandsschaft-Ehrennadel in Gold erhielt Eleonore Koch für ihre langjährige Arbeit im Musikverein.
Dem Festkommers folgte eine Kirchenparade mit Kranzniederlegung für die verstorbenen Musikanten des Musikvereins. Nach dem Festgottesdienst, der von der Musikkapelle Kirchen-Hausen umrahmt wurde, ging es im Festzug zum Festzelt. Denn dort war beim Bierfrühling für Unterhaltung mit den „Partyvögeln“ bis spät in die Nach gesorgt.
von Stefan Kritzer
